Effektivkosten fondsgebundener Rentenversicherungen im Vergleich

Effektivkosten fondsgebundene Rentenversicherung miteinander Vergleichen

In diesem Beitrag wollen wir uns dem Thema Effektivkosten bei fondsgebundenen Rentenversicherungen intensiv widmen und dir Erfahrungen aus unserer Beratungspraxis mitgeben. Wir zeigen dir, was es mit den Effektivkosten (auch Effektivkostenquote) auf sich hat und aus welchem Grund man diesen mit einer gewissen Skepsis gegenübertreten sollte.

Wir betrachten in diesem Beitrag lediglich die privaten fondsgebundenen Rentenversicherungen (von uns auch ETF-Rentenversicherungen genannt), bei denen keine Garantien vorgesehen sind, sondern die Rendite von der Wertentwicklung der ETFs abhängig ist. Diese Produkte sind in der sogenannten Chancen-Risiko-Klasse 5 vorzufinden.

Wichtig: Am Ende des Beitrags zeigen wir dir ein Beispiel, wie du beim Vergleich der Effektivkosten vorgehen solltest und welche Erfahrung ein Kunde von uns beim Vergleich der Effektivkosten gemacht hat.

Starten wollen wir aber mit der Frage, was überhaupt Effektivkosten sind und aus welchem Grund diese ausgewiesen werden.

1. Was sind Effektivkosten - fondsgebundene Rentenversicherung

Die Effektivkosten, auch als Effektivkostenquote bezeichnet, sind eine Kennziffer in Versicherungsverträgen, die einen direkten Kostenvergleich zwischen verschiedenen Versicherungsangeboten erleichtern soll. Seit dem 1. Januar 2015 sind Versicherungsgesellschaften gesetzlich verpflichtet, in ihren Verträgen und Angeboten für Altersvorsorgeprodukte die effektive Kostenbelastung als Kennzahl auszuweisen. Diese Kennziffer ist auch als Reduction in Yield (RiY) bekannt.

Mit der Offenlegung der Effektivkosten hat der Gesetzgeber den Versicherern vorgeschrieben, die Kosten in den Verträgen mit einer einzigen Kennzahl zu benennen.

Um die Kosten in einem Vertrag zu ermitteln, schauen die Versicherer in der Regel in die Zukunft. Sie berechnen, welche Wertentwicklung du in deinem Vertrag bis zum Ende der Vertragslaufzeit erzielen könntest, wenn es keine Kosten gäbe. Dann wird dieselbe Berechnung erneut unter Berücksichtigung der Kosten durchgeführt.

Die Effektivkosten ergeben sich aus der Differenz dieser beiden Werte und geben an, um wie viele Prozentpunkte sich die Wertentwicklung aufgrund der Kosten verringert.

Diese Kosten werden für jeden Vertrag individuell berechnet, da jeder Vertrag seine eigene Ausgestaltung und unterschiedliche Laufzeiten hat. Im folgenden Schaubild zeigen wir dir eine vereinfachte Darstellung, wie diese Kosten ermittelt werden

Im obigen Schaubild haben wir beispielhaft die Wertentwicklung von zwei fondsgebundenen Rentenversicherungen illustriert. Wir haben angenommen, dass sich das Vertragsguthaben der Rentenversicherung pro Jahr um 6 % entwickelt. Der blaue Pfeil zeigt die Wertentwicklung der fondsgebundenen Rentenversicherung ohne Kosten. Mit Kosten sind die Versicherungskosten oder aber auch die Kosten auf Seiten der ETF-Anbieter gemeint. Der schwarze Pfeil zeigt die Wertentwicklung der Rentenversicherung unter Berücksichtigung der Kosten der Versicherung und des ETF-Anbieters. In unserem Beispiel erhalten wir eine Wertentwicklung nach Kosten von 5 % pro Jahr.

Die Differenz der in unserem Beispiel angewandten Wertentwicklungen ergibt die Effektivkosten pro Jahr.

Hinweis: dies ist nur eine sehr vereinfachte Darstellung der Effektivkosten.

2. Gefahren beim Vergleich der Effektivkosten

Die Theorie hinter der Ausweisung der Effektivkosten zwecks Transparenz und Vergleichbarkeit scheint im ersten Moment genau der richtige Ansatz zu sein. Doch in der Praxis zeigt sich ein etwas anderes Bild. Der Ausweis der Effektivkosten kann nämlich auf zwei unterschiedliche Arten dargestellt werden:

  1. Ausweisungsmöglichkeit: Effektivkosten werden ohne einen Zusammenhang einer Wertentwicklung der Anlageklasse ausgewiesen.
  2. Ausweisungsmöglichkeit: Effektivkosten werden in Verbindung mit einer bestimmten Wertentwicklung ausgewiesen.

Bei der zweiten Variante werden die Effektivkosten in einen engen Zusammenhang mit einer vorgegebenen Wertentwicklung vor und nach Berücksichtigung der Kosten gebracht. Im Folgenden möchten wir dir aufzeigen, welche Ausweisungs- und Darstellungsmöglichkeiten die Versicherungsanbieter in ihren Angeboten verwenden.

2. 1. Beispiel

Im unteren Schaubild werden Effektivkosten in Höhe von 0,92 % angegeben. Es ist jedoch nicht ersichtlich, mit welcher Wertentwicklung gerechnet wird. Der Hinweis "Wir haben diese ausgehend von einer simulierten Wertentwicklung berechnet" gibt wenig Aufschluss über die Grundlage der Effektivkostenberechnung. Dieses Schaubild kann der ersten Methode zur Ausweisung zugeordnet werden.

1. Beispiel Effektivkosten

2. 2. Beispiel

Auch das zweite Beispiel verwendet die erste Methode zur Ausweisung. Hier wird jedoch im Gegensatz zum ersten Beispiel auf Berechnungen verwiesen, die "auf der Wertentwicklung des Gesamtkostenindikators nach Anhang VI der Delegierten Verordnung (EU) 2017/653" basieren.

3. Beispiel Effektivkosten fondsgebundene Rentenversicherung

2. 3. Beispiel

Im folgenden Schaubild der Effektivkosten wird deutlich, dass hier eine angenommene Wertentwicklung als Referenz verwendet wird. In diesem Fall beträgt die angenommene Wertentwicklung 4,33 % pro Jahr.

2. Beispiel Effektivkosten fondsgebundene Rentenversicherung Condor

Die exemplarische Berechnung der Effektivkosten in diesem Schaubild zeigt, um wie viel Prozent sich die Rendite des Vertrags über die gesamte Laufzeit reduziert nach Abzug von Kosten, in diesem Fall 3,12 %. Dieses Beispiel verwendet ebenfalls die erste Methode zur Ausweisung.

2. 4. Beispiel

Das vierte Beispiel berücksichtigt bei der Kalkulation der Effektivkosten ebenfalls eine angenommene Wertentwicklung, jedoch beträgt die angenommene Wertentwicklung in diesem Fall "nur" 3 % pro Jahr.

4. Beispiel Effektivkosten fondsgebundene Universa

2. 5. Beispiel

Unser fünftes und letztes Beispiel zeigt einen Versicherer, der die Wertentwicklung vor Kosten angibt (6 %), auf dieser Grundlage die Effektivkosten der Versicherung und der Fonds/ETFs ausweist und von der Wertentwicklung die jährliche Wertentwicklung nach Abzug der Kosten ermittelt.

5.1 Beispiel Effektivkosten fondsgebundene LV1871

Anhand der fünf unterschiedlichen Ausweisungsmethoden sollte nun klar sein, dass ein umfassender und transparenter Vergleich der Effektivkosten schwierig ist, da:

  • Die Effektivkosten in der Regel bei steigender Wertentwicklung zunehmen.
  • Der Anteil der Effektivkosten an der Wertentwicklung dagegen abnimmt.

Unterschiedliche Annahmen zur Wertentwicklung führen dazu, dass keine ideale Vergleichbarkeit zwischen den Policen besteht. Somit liegt es gewissermaßen in der Hand der jeweiligen Versicherung, wie die Effektivkosten dargestellt werden. In diesem Zusammenhang könnte man vermuten, dass die Versicherungen ihre eigenen Effektivkosten tendenziell vorteilhafter darstellen.

An dieser Stelle kann man sich fragen, warum einige Anbieter beispielhafte Wertentwicklungen verwenden, während andere dies nicht tun.

Für Verbraucher ist der Vergleich der oben genannten Beispiele mit erheblichem Aufwand verbunden. Neben den unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen verfügen die Versicherer über unterschiedliche interne Kostenstrukturen. Du kannst unseren ausführlichen Beitrag über die verschiedenen Kostenarten von fondsgebundenen Rentenversicherungen gerne auf unserem Blog durchlesen.
Insgesamt betrachten wir die Effektivkostenquote und ihre Vergleichbarkeit lediglich als groben Indikator, der jedoch mit großer Vorsicht betrachtet werden sollte. In einigen Fällen halten wir die Ausweisung der Effektivkosten sogar für irreführend, wie du im weiteren Verlauf des Beitrags anhand des folgenden Kundenbeispiels erkennen kannst.

Besonders dann, wenn keine Berechnungen einschließlich Wertentwicklungen verwendet werden, sollte man ein gewisses Maß an Skepsis walten lassen.

3. Effektivkostenquote - Kundenbeispiel

Wir wollen dir nun ein Beispiel einer Kundenanfrage zeigen und verdeutlichen, welchen Mehrwert eine Beratung bzw. eine finanzmathematische Analyse (Gutachten) bieten kann.

Erst vor kurzem erhielten wir eine Anfrage von einem Interessenten per Mail, welcher bereits ein Angebot der WWK-Versicherung vorliegen hatte. Der Fokus unseres Kunden lag auf der späteren monatlichen Rentenzahlung bis ans Lebensende. Eine wichtige Rolle spielt dabei der sogenannte garantierte Rentenfaktor.

Online Beratung Anfrage Rentenversicherung

Unser Interessent hatte bereits im Internet recherchiert und festgestellt, dass die WWK für die Ausweisung eines vergleichsweise hohen garantierten Rentenfaktors bekannt ist. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die WWK oft vergleichsweise hohe Versicherungskosten hat. Doch in dem Versicherungsangebot unseres Interessenten lagen die Effektivkosten der WWK inkl. ETF-Kosten lediglich bei 0,80 % pro Jahr, was ein sehr guter Wert für eine Bruttopolice ist.

Effektivkosten WWK Rentenversicherung

Unser Interessent hatte mithilfe einer selbst erstellten Excel-Kalkulation das mögliche Endkapital und die lebenslange Rente anhand der ausgewiesenen Effektivkostenquote und unter Berücksichtigung einer angenommenen Wertentwicklung der ETFs von 6 % pro Jahr berechnet. Erst danach ist er auf unseren Blogartikel der Nettopolicen gestoßen und hat eine Beratung bei uns in Anspruch genommen (die WWK bietet keine Nettopolicen im Bereich der fondsgebundenen Rentenversicherungen an).

Gemeinsam mit dem Interessenten haben wir dann das Angebot der WWK mit einer Nettopolice eines anderen Anbieters verglichen.

Zu den Eckdaten unseres Interessenten:
Er ist 1996 geboren und plant 300 € pro Monat in die fondsgebundene Rentenversicherung einzuzahlen. Der Vertrag soll bis zum 67. Lebensjahr laufen – der Fokus liegt auf der monatlichen Rentenzahlung bis ans Lebensende. Wir haben das uns übermittelte Angebot der WWK mithilfe einer finanzmathematischen Analyse genauer untersucht.

Bei einer angenommenen Wertentwicklung der ETFs von 6 % pro Jahr (unser Interessent hat einen iShares MSCI ACWI UCITS ETF angewählt) stellte sich heraus, dass die Effektivkosten der WWK-Versicherung laut dem Gutachten jedoch deutlich über den ausgewiesenen 0,80 % lagen.

Vergleich WWK Rentenversicherung Kosten und Rentenfaktor

Unserer Auswertung nach lagen die Effektivkosten bei 1,44 % pro Jahr.

Hinweis zur Berechnung:
6 % Wertentwicklung der ETFs vor Kosten – 4,56 % Nettorendite vor Steuern = 1,44 % Effektivkosten Man hat sich bei der WWK-Versicherung vermutlich der folgenden bereits beschriebenen Ausweismöglichkeit bedient.


1. Ausweisungsmöglichkeit: Effektivkosten werden ohne eine direkt erkennbare Wertenwicklung der Anlageklasse ausgewiesen.


Wie im unteren Ausschnitt des Angebots zu entnehmen ist, wird die angenommene prozentuale Wertentwicklung nicht mit einer bestimmten Zahl ausgewiesen, sondern bezieht sich auf die „Wertentwicklung des Gesamtkostenindikators nach Anhang VI der Delegierten Verordnung (EU) 2017/653“.

Für den Verbraucher/-in ist nicht unmittelbar ersichtlich, mit welcher Wertentwicklung hier kalkuliert wurde.
Dies verdeutlicht unsere Kritik an der Vergleichbarkeit der Effektivkosten erneut. Im Bereich privater fondsgebundener Rentenversicherungen existieren keine einheitlichen Vorschriften, wie die Effektivkosten auszuweisen sind.

In der nachfolgenden Grafik haben wir zusätzlich zur vorherigen Analyse der WWK-Versicherung auch eine finanzmathematische Bewertung eines weiteren Anbieters (Nettotarif auf der rechten Seite) vorgenommen.

Vergleich WWK Rentenversicherung Kosten und Rentenfaktor Bruttopolice vs. Nettopolice

Wie im obigen Schaubild deutlich zu erkennen ist, hat die auf der rechten Seite analysierte Nettopolice unter Berücksichtigung einer Wertentwicklung von 6 % pro Jahr Effektivkosten in Höhe von 0,56 % pro Jahr. Die Kosten des ETFs in Höhe von 0,20 % pro Jahr sind in den Effektivkosten bereits enthalten!

Ein tatsächlicher Unterschied der Effektivkosten von 0,88 % pro Jahr.

Kommen wir nun aber noch kurz zur Berechnung der potenziellen lebenslangen Rentenauszahlung ab dem 67. Lebensjahr. Um die potenzielle monatliche Rente zu berechnen, kann die folgende Formel angewandt werden:

(Fondsguthaben zum 67. Lebensjahr / 10.000 €) * gar. Rentenfaktor = monatliche Altersrente

Der garantierte Rentenfaktor beträgt bei der WWK-Versicherung 25,29 € je 10.000 € Endkapital.

7. Beispiel garantierter Rentenfaktor WWK

Beim ausgewählten Nettotarif sind es 25,26 € je 10.000 € Endkapital.

8. Beispiel garantierter Rentenfaktor Condor

Jetzt, wo wir den garantierten Rentenfaktor der beiden Versicherungen kennen, benötigen wir noch das mögliche Fondsguthaben (auch Ablaufleistung genannt) zum Rentenbeginn.

Zur Erinnerung noch einmal die Auswertung der finanzmathematischen Analyse.

Auswertung Bruttopolice vs. Nettopolice

- Endkapital WWK-Versicherung: 400.036,23 € zum Rentenbeginn

- Endkapital Nettotarif: 499.252,53 € zum Rentenbeginn

Nun wenden wir die folgende Formel an:
(Fondsguthaben zum 67. Lebensjahr / 10.000 €) * gar. Rentenfaktor = monatliche Altersrente

WWK-Versicherung:
(400.036,23 € / 10.000 €) * 25,29 € = 1.011,70 € lebenslange monatliche Rente

Nettopolice:
499.252,53 € / 10.000 €) * 25,26 € = 1.262,06 € lebenslange monatliche Rente

Aufgrund der erheblich niedrigeren Effektivkosten führt die Nettopolice zu einer erheblich höheren monatlichen Rente, die bis zum Lebensende gezahlt wird.

Der Unterschied liegt bei 250,36 € pro Monat bzw. 3.004,32 € pro Jahr.  Schlussendlich konnten wir mit unserem Interessenten eine kostengünstige Nettopolice ausfindig machen, welche eine deutlich höhere monatliche Rente auszahlt.

4. So solltest du vorgehen

Nun hast du einen Einblick erhalten, warum die ausgewiesenen Effektivkosten sich letztendlich als weniger geeignet erweisen, um unterschiedliche private fondsgebundene Rentenversicherungen miteinander zu vergleichen. Die Kosten einer fondsgebundenen Rentenversicherung spielen zweifellos eine wichtige Rolle in der Analyse, jedoch sind sie lediglich ein Aspekt und sollten niemals als alleiniger Gesichtspunkt betrachtet werden.

In unserem umfassenden „Testbericht der fondsgebundenen Rentenversicherung“ haben wir die fünf wichtigsten Kriterien aufgeführt und analysiert. Wenn du ebenfalls von einer finanzmathematischen Analyse profitieren möchtest und dich das Thema Nettopolicen interessierst, dann melde dich gerne per Mail (info@gn-finanzpartner.de) oder nutze unser Kontaktformular.

Im Folgenden zwei Beispiele, wie uns Anfragen erreichen:

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